Es gibt einen Ort, der Regenbogenbrücke genannt wird. Dieser verbindet Erde und Himmel. Verlässt uns ein geliebtes Tier, geht es an diesen ganz besonderen Ort. Dort gibt es grüne Wiesen und Hügel für all unsere geliebten Freunde. Dort spielen und toben sie zusammen. Es gibt reichlich zu essen und zu trinken. Die Sonne scheint und es ist angenehm warm.
All die kranken, verstümmelten, verletzten oder alten Tiere sind wieder jung, gesund und stark, gerade so, wie wir uns an sie in unseren Träumen von vergangenen Tagen erinnern. Sie sind fröhlich und zufrieden, bis auf eine kleine Sache: Jedes vermisst jemand ganz Besonderen, der nicht bei ihm ist.
Alle rennen und spielen zusammen. Aber es kommt der Tag, an dem eines plötzlich inne hält und in die Ferne schaut. Sein Körper bebt. Es löst sich von der Gruppe. Es fängt an zu laufen. Seine Beine tragen es schneller und schneller.
Dein Freund hat dich entdeckt und wenn ihr Euch endlich wieder trefft, seit ihr glücklich vereint, um niemals wieder getrennt zu werden. Glückliche Küsse bedecken dein Gesicht, deine Hände streichen über den Kopf deines geliebten Tieres. Du siehst wieder und wieder in die treuen Augen deines Freundes, der so lange aus deinem Leben, aber nie aus deinem Herzen verschwunden war.
Gemeinsam überquert ihr nun die Brücke.
Ein kleiner Hund kam an der Regenbogenbrücke an und ein Rudel von Hunden, Katzen, u.v.m. kamen zu ihm hingelaufen, um ihn zu begrüssen. Er war darauf gefasst, dass er nun angegriffen würde. Anstatt ihn zu beissen, küssten sie ihn einfach.
Es war wunderschön da und jeder war ganz lieb zu ihm. Keiner von ihnen wurde in einer “Welpenfabrik” geboren, so wie er damals und dann als Kampfhund benutzt, um dann in der Gosse zu sterben, weil er eine hässliche Promenadenmischung war. Sie erklärten, dass sie auf ihre Herrchen warten würden, die sie so geliebt hatten.
“Was ist Liebe”, fragte der kleine Hund und Gott ließ ihn auf die Erde zurückkehren, um das herauszufinden.
Warm und dunkel, er wartete zusammengekauert mit den anderen darauf, geboren zu werden. Ängstlich wartete er bis zuletzt, als er dann an den Hinterfüßen herausgezogen wurde.
Unbehaarte Hände hielten ihn vorsichtig und trockneten ihn ab. Sie zeigten ihm, wo es einen warmen Schluck Milch gab. Er hatte nicht die Kraft dazu, sich lange an der Zitze festzuhalten. Seine Brüder und Schwestern waren weitaus kräftiger als er und stießen ihn zur Seite. Die Menschenhand drückte die anderen Welpen ein wenig zur Seite und hielt seinen Körper, so konnte er trinken.
“Aaahh .. so ist es besser!” dachte er und trank, bis er erschöpft war und zusammengekuschelt bei seiner Mutter eingeschlafen war. “Ich erinnere mich genau daran” sagte er erfreut. “Zu dumm, dass ich erwachsen werde und hinaus in die Kälte und Nässe musste, um dort zu kämpfen und als Verliererhund zu sterben. “Ich erinnere mich, was er heißt, ein Hund zu sein”, dachte er traurig. Diese Nacht kroch er auf seine Mutter und versuchte zu trinken, aber er fiel immer wieder zur Seite weg. Wenn die anderen volltrunken waren, dann wurde ihnen der Bauch geleckt und er konnte nur noch die Restmilch trinken, die die anderen übrig gelassen hatten. Aber die Menschenhand war nicht da, die ihm half, dass er auch noch was abbekommen hätte, die Zitzen waren immer schon leer, als er an der Reihe war. Es war sogar schon schwer genug aufzustehen. Er war noch so klein und schmächtig. Er fiel auf den Rücken und konnte sich nicht mehr aufrichten. So begann er zu schreien. Sofort kam ein Mensch herbeigeeilt und sofort war die Menschenhand wieder da und dann gab sie ihm einen Gumminippel in den Mund. Es hat nicht so geschmeckt wie die Milch der Mutter, aber es war warm und vertrieb die Schmerzen in seinem kleinen Magen. Er hatte Probleme mit dem Atmen, weil seine Lungen nicht voll entwickelt waren. Er hatten einfach zu lange gebraucht, um den anderen in die Gebärmutter zu folgen als er die letzte Chance von der Regenbogenbrücke genommen hatte.
Er konnte den Herzschlag des Menschen spüren, der ihn zugedeckt mit einem warmen, weichen Tuch auf den Bauch genommen hatte. Das hielt seinen knochigen Körper schön warm und die wiederkehrenden sanften Streicheleinheiten haben ihn sehr beruhigt. Er dachte wieder an seinen neuen Freund, der so lieb an der Regenbogenbrücke zu ihm war und Gott fragte, ob er wohl nochmals zurück dürfte. Gott sagte: “Ja, aber nicht jetzt. Du wolltest erleben, was Liebe ist”. So wurde er für einige Stunden gehalten (es kam ihm vor wie Tage, aber er wusste ja nicht was Zeit ist und es war ja auch dunkel), gaben ihm die Menschen seine Milcheinheit und gaben ihm die Wärme und Liebe seiner Mutter wieder.
Er wurde größer und agiler und der Mensch nahm ihn immer öfter aus dem Nest, um mit ihm zu schlafen. So lange er liebkost und geküsst wurde und er den Herzschlag hören konnte, der fest und lieb klang, war alles in Ordnung.
Dann kam Gott und fragte ihn: “Bist du bereit, zu uns auf die Regenbogenbrücke zurückzukommen”? “Ja”, antwortete er mit kleinem Wehmut, weil der Mensch ihn nicht gehen lassen wollte und zu weinen begann. Er ließ die Luft aus seinen Lungen und ging zurück über die Regenbogenbrücke. Dort schaute er auf den Menschen, der immer noch weinte und seinen Körper in den Händen hielt, den er sich für diesen Ausflug geborgt hatte.
“Danke Gott”, sagte er, “Liebe ist wunderbar und nun werde ich auch an der Regenbogenbrücke auf den Menschen warten, um ihm beim Eintreffen zu sagen, dass ich ihn auch geliebt habe”.
Anders als die meisten Tage an der Regenbogenbrücke dämmert dieser Tag kalt und grau, feucht wie ein Sumpf und so düster wie man es sich nur vorstellen konnte. All die kürzlich Angekommenen hatten keine Vorstellung, was sie davon halten sollten, da sie nie vorher einen Tag wie diesen erlebt hatten. Aber die Tiere, die auf ihren geliebten Menschen gewartet hatten, wussten genau was los war und fingen an sich am Weg zu versammeln, um die Brücke zu beobachten. Es dauerte nicht lange, bevor ein ältliches Tier in Sicht kam, den Kopf tief hängend und mit schleppenden Schwanz. Die anderen Tiere, die schon eine Weile da waren, wussten sofort wie seine Geschichte war, da sie dieses Geschehen viel zu oft gesehen hatten.
Er näherte sich langsam, offensichtlich in grossem inneren Schmerz, aber ohne Zeichen von Verletzungen oder Krankheit. Anders als all die anderen Tiere, die an der Brücke warteten, hatte dieses Tier nicht seine Jugend wiedererlangt und war nicht wieder gesund und kräftig geworden. Als er zu der Brücke ging, beobachtete er all die anderen Tiere, die auch ihn beobachteten. Er wusste, dass er aus diesem Ort hier war und je früher er hinüberwechseln könnte, desto glücklicher würde er sein.
Aber, ach, als er sich der Brücke näherte, wurde sein Weg von der Erscheinung eines Engels versperrt, der ihn um Entschuldigung bat, aber erzählte, dass er nicht fähig sein würde, rüberzugehen.
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