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Ostpreußen, heute Polen und Russland

Ahnenforschung

Im September 2013 fuhren wir für ca. 2 Wochen nach Ostpreußen, um zu sehen wie unsere Vorfahren lebten. Christels Eltern und Großeltern wohnten in Insterburg, heute Russland, meine Großeltern in Mohrungen, heute Polen.

Für den Bereich Russland war ein Visum erforderlich. Ich rief die russische Botschaft in Berlin an und fragte nach, was ich unternehmen muss um dieses Visum zu bekommen. Dort erfuhr ich, dass die Botschaft in Bonn zuständig sei. Ich bekam die Telefonnummer und rief in Bonn an. Die dortige Dame nannte mir eine E-Mail Adresse wo ich das Visaformular runterladen konnte und verlangte noch weitere Unterlagen, die ich komplett nach Bonn schicken sollte.

Nach 8 Tagen kamen die Unterlagen aus Bonn zurück mit dem Hinweis, ich müsse diese persönlich abgeben, oder einen Boten beauftragen oder ein Reisebüro einschalten. Langsam nervte die ganze Sache, zumal der Reisetermin immer näher rückte. Am nächsten Montag suchte ich ein Reisebüro auf wo mir gesagt wurde, dass sie dafür nicht zuständig seien. Man nannte mir auch eine E-Mail Adresse wo ich die Firma “VisumCentrale Concierge Service” kontaktieren sollte. Inzwischen waren 11 Tage verstrichen.

Dort angerufen meinte man, ich solle ihnen die Unterlagen zuschicken. Ich buchte noch deren Service, damit alles schnell und reibungslos über die Bühne geht. Einen Tag später rief eine Dame aus Berlin an und meinte, mir das Visumformular zuschicken zu wollen. Ich sagte, das ich alle Unterlagen bereits nach Bonn, per Einschreiben, geschickt habe. Sie meinte darauf, sie würden Einschreiben nur einmal in der Woche lesen. Nun platze mir der Kragen. Ich sagte, sie solle mir die Unterlagen zurückschicken, weil in Rußland scheinbar keiner Wert auf deutsche Touristen lege.

Nun meinte diese russische Dame auf einmal, sie wolle morgen nachsehen und sich dann wieder melden. Am nächsten Tag meldete sich besagte Dame wieder mit dem Hinweis, dass das Visaformular falsch sei, die Dame aus Bonn hätte sich wohl geirrt. Da sie scheinbar merkte, das ich kurz vor dem Platzen war, sagte sie, sie werde das Formular ausfüllen und uns zur Unterschrift kostenlos bringen lassen, am gleichen Tag gegen 16 Uhr. Der Fahrer würde das Formular auch wieder sofort mitnehmen. Der Fahrer der Firma “Go! express & logistics” kam und verschwand mit dem Formular. Nun, die Visa kamen dann nur einen Tag später als geplant endlich an, ebenfalls per Bote der Firma GO.

Auch die Rechnung, sage und schreibe €1.022,00 !!!

Das zum Thema Visum, das nur ca. €100,00 pro Person kosten sollte. Nun, trotz dieses Ärgers fuhren wir zuerst nach Insterburg, heute Tschernjachowsk, anschließend auf dem Rückweg nach Mohrungen, heute Morag.

Unsere erste Rast tätigten wir 635 Km entfernt auf dem Campingplatz “Großer Klobichsee” in Müncheberg, Alte Seestraße 13.

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Die Kosten pro Nacht: 2 Erwachsene mit Hund und Strom €17,50. War OK.

Die zweite Übernachtung tätigten wir schon in Ostpreußen, heute Polen in der Stadt Elbing, heute Elblag. Wir besichtigten am Nachmittag die Stadt. Sie war mit Straßenlokalen schon auf Tourismus eingestellt. Einige alte Häuser waren nach dem Krieg wieder originalgetreu restauriert bzw. aufgebaut worden.

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Eine alte vollrestaurierte Straßenbahn stand zur Besichtigung zur verfügung.

Am nächsten Morgen ging es weiter zum Ziel. Grenzübergang Grzechotki, an Königsberg, heute Kaliningrad, vorbei, Richtung Insterburg, heute Tschernjachowsk.

Als erstes wurden wir von den Polen kontrolliert. Der Beamte öffnete die Wohnmobiltür, sah unsere Hündin Kira und schloss sie schnell wieder. Er meinte: alles OK, weiterfahren.

Nun kamen die Russen an die Reihe. Papiere vorlegen am Schalter außerhalb des Wagens. Ein Russe wollte das Wohnmobil von innen sehen. Gleiches Spiel wie bei den Polen; Tür auf, Kira gesehen, Tür zu. Unsere Reisepässe gab man uns nach der Prüfung zurück, ebenfalls den Tierpass. Dann mussten wir ein Zollformular ausfüllen und unsere Fahrt konnte fortgesetzt werden.

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Direkt hinter der Grenze tankten wir und wechselten einige Euros in Rubel. Hier sieht man eine neue Autobahn, rechts daneben die alte Deutsche, die kaum noch benutzt wird.

Die Straße blieb aber nicht lange so schön. Nach einigen Kilometern offenbarte sich der, in Russland scheinbar übliche Straßenzustand. Geschwindigkeitskontrollen erübrigen sich, da alle eher langsamer fahren wegen der Straßen. Schlaglöcher von 15cm Tiefe und einer Fläche von 50x70cm sind nicht selten. Fahrten bei Regen und Dunkelheit sind äußerst gefährlich.

Ich, inzwischen zu einer Schlaglochsuchmaschine mutiert, hatte wohl die Straße verpasst, die an Königsberg vorbei nach Insterburg führte. Wir landeten also mitten in Königsberg. Davon werde ich mein Leben lang träumen, ganz Königsberg war ein Stau. So etwas hatte ich noch nie gesehen, von der aggressiven Fahrweise einiger Russen ganz abgesehen. Aber wir mussten da durch. Die kyrillische Schrift einiger Hinweisschilder konnten wir nirgends zuordnen. Nach 1,5 Stunden, bei saumäßigen Straßen, kamen wir zu einer Tankstelle. Den Fahrer eines Wagen, welches nach einem Werkstattwagen aussah, sprach ich zuerst in Deutsch, dann in Englisch an. Gott sei dank klappte es in Englisch. Ich bat ihn, vor uns herzufahren bis wir auf der Straße nach Insterburg waren. Für 200 Rubel war er dazu bereit. Er kannte einige Straßen die an den Staus vorbei gingen, bis wir an besagter Straße ankamen. Wir bedankten uns recht herzlich und unsere Fahrt konnte nun etwas entspannter fortgesetzt werden. Ohne die Hilfe dieses Mannes war es unmöglich aus Königsberg raus zu kommen, wir hatten keine Karte mit kyrillische Schrift dabei. Ich kann nur jedem empfehlen eine solche Karte dabei zu haben, sonst gute Nacht.

Nach ca. 2 Stunden waren wir in Insterburg. Das Hotel “Zum Bären” kannten wir aus dem Internet, Reisebüro Manthey in Witten. Nun tat sich die Frage auf, wo sicher parken. Gegenüber des Hotels war ein, von einer alten Frau bewachter Parkplatz, was man so Parkplatz nennt. Den steuerten wir erst einmal an. Das Umfeld war mehr als unsicher. Wir gingen zuerst zum Hotel und sprachen den Geschäftsführer, der gerade zufällig zugegen war, an. Er meinte wir können unser Wohnmobil hinter dem Hotel auf dem verschlossenen Hof abstellen. Da wir nicht an Hotelbetten interessiert waren gaben wir an, das Abendessen im Hotel zu uns zu nehmen. Der Geschäftsführer war damit einverstanden. Also wurde der Wagen flugs geholt und in dem Hof abgestellt.

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Am gleichen Tag noch sahen wir uns das Lokomotivdrehkreuz an, das um die Jahrhundertwende (ca. 1860) erbaut wurde. Die Schienen wurden inzwischen zugeschüttet, das marode Gebäude als “Parkplatz bewacht” vermietet. Ich hatte schon Angst zu Fuß dadurch zu laufen, mein Fahrzeug würde ich niemals dort abstellen, es können sekündlich Holzbalken von der Decke fallen. ...aber sollte man die Fahrzeuge stehlen lassen?

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Die alte deutsche Reformierte Kirche am Margrafenplatz, heute eine orthodoxe Kirche besichtigten wir noch am späten Nachmittag. Eine Dame am Eingang machte verständlich, dass Kira nicht mit hinein darf, was wir ohnehin nicht taten.

Unten sieht man die Kirche wie sie um 1912 aussah, rechts der heutige Stand.

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Gegen Abend, um 19.00 Uhr, waren wir im Hotel “Zum Bären” zum Abendessen. Nun konnten wir uns so richtig ausruhen. Hier mit der Hotelköchin Olga.

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Am nächsten morgen unternahmen wir die Stadtbesichtigung. Wir gingen die Hindenburgstraße entlang bis zum alten Markt. Die Lutherkirche existiert nicht mehr. Sie wurde vor einigen Jahren gesprengt. Die Bogenbrücke über den Fluß Angerapp gibt es noch.

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Die Katholische Kirche an der Hindenburgstraße um 1912 und heute. Hier finden noch regelmäßig Gottesdienste statt.

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Die Hindenburgstraße einst und heute. Schade das die Bäume größtenteils die Sicht versperren. Hinten kann man, auf der Karte, die Lutherkirche erkennen.

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Hier die ehemalige Otto-Braun-Mittelschule für Jungen in der Albrecht-Straße sowie die Volksschule Friedrich-Eber-Schule in der Augustastraße.

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Die einzige Möglichkeit draußen etwas zu trinken war das Hotel Kotschar. Unter der wetterfesten Markise konnten wir sitzen und relaxen. Mit Kira durften wir nicht ins Hotel. Früher war in den Räumlichkeiten ein Ford Autogeschäft untergebracht.

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In diesem Gebäude konnten Kinder und Jugendliche für ca. 100 Rubel im Monat basteln oder Modelle bauen. Aus Kostengründen wurde es geschlossen. Nun hängen diese Kinder in kleinen Kneipen und trinken Bier. Schöne Aussichten. Rechts der Insterburger Bahnhof.

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Das Schloss Insterburg wurde durch einen Brand mit Explosionen zur Ruine gemacht. Es wurde lange Zeit als eine Erziehungsanstalt oder einfaches Gefängnis vom russischen Militär genutzt.

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Nun sehen wir einige Wohnungen in denen Teile der, aus meiner Sicht, armen Bevölkerung wohnen.

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Die ehemals reichen Familien leben oder lebten in diesen, von innen, besseren Häuser.

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Diese Häuser stehen in der Heinrich-Spornhauer-Straße in Sprindt, heute Kirowskij.

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Was ich unbedingt erwähnen muß, wir hatten einen Dolmetscher in Erfahrung gebracht, der über ausgezeichnete Deutschkenntnisse verfügt und uns zur Verfügung stand. Er war ehemaliger Oberst des russischen Militärs und Deutschlehrer: Herr Ivan Ermakov. Festnetz: 007(8)-401-41-226-27. Da er Insterburg in und auswendig kennt, auch mit deutscher Geschichte, hatten wir einen idealen Begleiter. Stundensatz: €15,00 incl. seinem Auto.

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Da wir nun Insterburg besichtigt hatten, machten wir uns nun auf den Weg nach Mohrungen, woher meine Großmutter gebürtig stammte.

Nun ging die Fahrt weiter über die russischen Schlaglochstraßen nach Gusev -Gumbinnen- dann bis zum Grenzübergang Goldap.

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Die Abfertigung an der Grenze dauerte 1,75 Stunden. Als erstes kam eine Beamtin zu unserem Wagen und bat um den Kfz Schein. Sie telefonierte mehrfach, sah sich unseren Schein unentwegt an. Ich dachte, sie wolle ihn auswendig lernen. Dann nach 20 Minuten kam sie zu uns und gab uns den Schein zurück. Nun auf zur zweiten Station. Nach 45 Minuten waren wir an der Reihe. Papiere durch einen Schalter schieben und warten. Den Beamten auf der anderen Seite der Scheibe konnten wir nicht erkennen. Ich gehe davon aus, dass man nur in einer Richtung durchsehen kann. Dann kamen die Papiere durch den Schalter und wir mussten vorfahren zur Fahrzeuginspektion. Der nächste Beamte wollte die Garage und den Wagen von innen sehen. Ich machte ihn darauf aufmerksam, dass innen ein Hund war. Er fragte ob er beißen würde, was ich verneinte. Dann Kühlschrank öffnen, Kleiderschrank und Toilettentür ebenfalls. Alles OK, wir konnten weiterfahren. Die polnische Zollabfertigung ging dann etwas schneller und die Fahrt nach Mohrungen konnte weiter gehen. Nach ca. 6 Stunden war der Campingplatz in Lukta endlich erreicht. Lukta liegt 21 Km vor Mohrungen. Mohrungen hat keinen Camping- oder Stellplatz. Die polnischen Straßen haben zwar nicht so viele Schlaglöcher wie die russischen, aber wesentlich besser waren sie nur ganz selten. Fahrbare Geschwindigkeit: rund 40-60 Km/h.

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Am nächsten Tag fuhren wir mit dem Wohnmobil nach Mohrungen und stellten uns auf dem Parkplatz vom Hotel ELEKTOR. Da wir dort zu Mittag aßen, durften wir dort stehen bleiben.

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Als erstes stach uns das alte Rathaus ins Auge. Die Polen hatten es nach dem Krieg wieder original aufgebaut. Mit zwei Kanonen wurde das Äußere verziert. Ich muss sagen, es wurde sehr viel wieder original aufgebaut. So auch die evangelische Kirche.

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Vom Rathausfenster fotografiert. Die Kanonen: Deutsch-französischer Krieg 1870-71

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Hier die evangelische Kirche.

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Wir entdeckten ein Denkmal von Johann Gottfried Herder der vom 25.08.1744 bis 18.07.1803 lebte.

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Es gab im Rathaus, Zimmer 5, eine Art Heimatverein. Die deutschsprachige Mitarbeiterin hatte jeden Dienstag uns Freitag um 15.15h bis 16.30h Termine frei zwecks Führung durch Mohrungen. Wir hatten Freitag also besuchten wir sie. Die Führung klappte tadellos, zumal wir die Einzigen waren.

Sie zeigte uns die Mauerstraße, in der meine Großmutter wohnte. Auf der Karte das erste Haus rechts. Heute ist von der Wohnung oder des Hauses nichts mehr vorhanden.

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Hier ist die Wasserstraße abgebildet. Meine Großmutter lief von der Mauerstraße am Rathaus vorbei in die Wasserstraße mit Schloss, um an deren Ende in dem See schwimmen zu können. Das war im Jahre 1903, also vor 110 Jahren.

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Die Stadtschule von Mohrungen gibt es nicht mehr. Sie wurde durch eine neue, größere und modernere ersetzt.

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Auf dem Friedhof suchten wir nach Grabsteinen, aber man konnte nichts mehr finden. Die Zeit hat das Übrige getan, viele alte Gräber wurden gefunden aber die Namen konnte man nicht immer erkennen.

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Nun zum Stadtschloss, welches von den Kreuzrittern in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhundert erbaut wurde.

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Seit 2001 ist das Schloss in privater Hand und wird restauriert. Zur Zeit beherbergt es ein kleines Museum.

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Nach den Tagen der Ahnenforschung traten wir am nächsten Tag morgens die Heimreise an. Bisher war alles hoch interessant was wir erlebten und sahen. Wir wollten wieder den -Campingpark Grosser Klobichsee- in Müncheberg aufsuchen zwecks Übernachtung. Die schlechte Straße dorthin verschlang ungemein viel Zeit. Nun ja, wir blieben dort zwei Tage. Nur die Abrechnung, diesmal pro Nacht € 21.50. Wir meinten nur: Typisch Ossi, zahlten und fuhren nach Hause. Nach 6,5 Stunden hatten wir es geschafft.

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